Wirksame Schadenverhütung durch Weitergabe von Sicherheitswissen

Das VdS-Bildungszentrum feiert 2016 sein 25-jähriges Bestehen

Die Arbeit der heutigen VdS Schadenverhütung GmbH fußt auf einer Entwicklung, die vor über 100 Jahren begann, als die deutschen Versicherer erste Sprinkleranlagen aus England und den USA importierten. In der Folge wurde eine gemeinsame technische Prüfstelle der Versicherer mit dem Auftrag ins Leben gerufen, die errichteten Sprinkleranlagen zu beurteilen und regelmäßig zu prüfen. Es folgten später CO2-Feuerlöschanlagen, Brandmeldeanlagen und Sicherungseinrichtungen. Zudem entstand eine Vielzahl technischer Richtlinien und Merkblätter, die aktuelle Fragen des Brandschutzes und der Schadenverhütung behandelten. Nach dem 2. Weltkrieg hat VdS die gemeinsame Schadenverhütungsarbeit der Sachversicherer fortgesetzt und höchst erfolgreich ausgebaut. Die heutige VdS Schadenverhütung GmbH wurde 1997 gegründet.

Die 1990er Jahre waren für VdS von entscheidender Bedeutung. Sie waren von neuen Herausforderungen und rasantem Wachstum geprägt. Schon seit längerem hatte man erkannt, dass neben der Prüf-, Zertifizierungs- und Richtlinienarbeit auch die Informationsarbeit eine zentrale Aufgabe sein musste. So wurden beispielsweise schon früh Informationsveranstaltungen in Form von Fachtagungen zu Themen der Schadenverhütung und des Sachwertschutzes durchgeführt. Zu nennen ist das jährliche „Brandschutz-Seminar“ für Brandschutz-Fachleute der Versicherer, das bereits seit 1973 mit rund 150 Teilnehmern im Schnitt veranstaltet wurde. Thema waren immer bemerkenswerte Schadenfälle, aber auch Fragestellungen des baulichen und anlagentechnischen Brandschutzes, Brandschutzlösungen für verschiedene Industriebereiche, zeitgeschichtlich aktuelle Sachverhalte wie „Sandoz – Auswirkungen auf das technische Regelwerk“, oder übergreifende Themen wie „Brandschutz und Umwelt“.

1990 gab es zwei große VdS-Fachtagungen in den neuen Bundesländern (in Berlin mit 220, in Leipzig mit 420 Teilnehmern), wo kurz nach den Wende ein ungeheures Informationsbedürfnis zu Fragen der Sachversicherung und der Schadenverhütung bestand.

Konzeption und Organisation der VdS-Fachtagungen wurden seinerzeit noch von den einzelnen Fachabteilungen im Hause geleistet, die jedoch dem zunehmenden Bedarf neben ihren Kerntätigkeiten bald nicht mehr nachkommen konnten. Vor dem Hintergrund eines enorm wachsenden Interesses an den VdS-Informationsveranstaltungen wurde daher 1991 das neue technische Referat „Schulung und Information“ gegründet. Zunächst nur bestehend aus dem Leiter Michael Schnell und zwei Mitarbeiterinnen, zu denen aber kurze Zeit später weitere Fachleute hinzukamen, insbesondere die stellvertretende Bereichsleiterin Barbara Schubert, die den Ausbau des Fachtagungsangebotes maßgeblich mitgestaltet hat.

Mit der Verlagerung der VdS-Fachtagungen in den neuen Bereich „Schulung und Information“ wurde diese bewährte Plattform zur Weitergabe von Fachwissen und zum brancheninternen Erfahrungsaustausch auf eine breitere Basis gestellt und kontinuierlich ausgebaut. Schon 1991 organisierte man sieben Fachtagungen, die meisten davon in Köln. 1992 waren es dann neun Veranstaltungen mit 160-480 Teilnehmern, 1993 schon stolze zwölf. Darunter die bereits damals etablierten heutigen „Klassiker“ unter den VdS-Brandschutz-Fachtagungen: „Feuerlöschanlagen“, „Brandmeldeanlagen“, und „Baulicher Brandschutz“.

Längst war klar, dass neben dem Tagungsangebot auch einschlägige Lehrgänge angeboten werden mussten. Man startete 1993 mit dem zweiwöchigen Lehrgang „Brandschutzbeauftragter“. Hier kam die schon seit vielen Jahren fest etablierte Zusammenarbeit zwischen VdS und vfdb (Vereinigung zur Förderung des deutschen Brandschutzes e.V.) besonders zum Tragen. Schon zu Beginn der 1980er Jahre hatte man vor dem Hintergrund zahlreicher, durch Fehler in elektrischen Anlagen hervor gerufener Brände akuten Handlungsbedarf gesehen. VdS und vfdb formulierten damals gemeinsam spezielle Richtlinien, bei denen die Ernennung einer für den Brandschutz zuständigen Fachkraft, Vorläufer der heutigen Brandschutzbeauftragten, eine der Forderungen darstellte.

Auch die europäische Organisation CFPA Europe (Confederation of Fire Protection Associations Europe) hat sich seit 1988 in einer Arbeitsgruppe mit dieser Thematik befasst und ein gemeinsames europäisches Ausbildungsprogramm entwickelt für die wichtige Funktion des Brandschutzbeauftragten. Ziel war es, durch einen abgestimmten Inhaltskatalog, eine Mindest-Lehrgangsdauer und feste Vorgaben für die Abschlussprüfung die Qualität und ein einheitliches hohes Niveau der Ausbildung sicherzustellen. Für Deutschland beteiligte sich VdS Schadenverhütung gemeinsam mit der vfdb an der Entwicklung des Ausbildungsprogramms für Brandschutzbeauftragte. Schon die ersten drei Lehrgänge 1993 erfreuten sich einer sehr großen Nachfrage, und diese hält bis heute an.

Nach wie vor ist der VdS-Lehrgang „Brandschutzbeauftragter“ der einzige, der nach den bundesweit einheitlichen Richtlinien/Regeln von vfdb, DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung) und VdS und nach dem Ausbildungsmodell der CFPA Europe durchgeführt wird. Dem für eine Ausbildung zum Brandschutzbeauftragten geeigneten Mitarbeiter sollten aufgrund seiner betrieblichen Erfahrung Grundkenntnisse der Brandschutzorganisation bekannt sein. Dazu gehören vor allem betriebsspezifisch brandschutzrelevante Kenntnisse. Nach den vfdb-Richtlinien beträgt die Ausbildungsdauer mindestens 64 Unterrichtseinheiten (UE), aufgeteilt auf 2 Wochen, wobei die Lehrgänge  bei VdS durchschnittlich 75 Unterrichtseinheiten umfassen. Die zweiwöchigen Kurse finden in Gruppen mit üblicherweise nicht mehr als 25 Teilnehmern statt und können wochenweise einzeln belegt werden. Nach erfolgreich abgelegter Abschlussprüfung (schriftlich und mündlich) erhält der Teilnehmer ein VdS-Zertifikat und ein CFPA-Diplom. Beide Dokumente werden in Deutschland nur von VdS Schadenverhütung vergeben. Bis heute zählt das Bildungszentrum rund 10.500 Absolventen des Brandschutzbeauftragten-Lehrgangs.

Der Ausbau des VdS-Fachtagungs- und Lehrgangsangebots ging in der Folge kontinuierlich weiter. Michael Schnell führte den Bereich bis 2009 und war neben dem eigenen Programm mit jährlich wachsenden Lehrgängen und Fachtagungen engagiert in vielfältigen nationalen und internationalen Gremien und Arbeitsgruppen zur Schadenverhütung und zu Sachversicherungsfragen. Die aus diesem Netzwerk gewonnenen Impulse flossen in die Weiterentwicklung des Bildungsprogramms ein.

Als Michael Schnell 2009 aus Altersgründen ausschied, übernahm Ingeborg Schlosser den Bereich „Schulung und Information“. Die studierte Physikerin war bereits langjährig als Expertin für anlagentechnischen Brandschutz für VdS national und international aktiv. Sie setzt seitdem die Erfolgsgeschichte des Bereiches unter dem heutigen Namen „VdS-Bildungszentrum“ fort.

Die aktuellen Zahlen sind beeindruckend: 2016 werden insgesamt rund 90 verschiedene Lehrgänge mit über 200 Terminen und 27 Fachtagungen, davon drei internationale, durchgeführt. Dahinter steckt eine Mannschaft von rund 30 Mitarbeitern.

Mit ihrem Team von Sicherheits- und Veranstaltungsfachleuten baut Ingeborg Schlosser das Programm des Bildungszentrums systematisch weiter aus. Ein Beispiel ist das neue Themenfeld IT-Security und Cyber-Security, das seit 2015 intensiv bearbeitet wird. Man hat hier Richtlinien formuliert, auf deren Basis jetzt auch Zertifizierungen angeboten werden. Analog zum Bereich Brandschutz wird ein Gesamtpaket geschnürt, zu dem dann auch Schulungen gehören. Zwei erste Lehrgänge werden bereits angeboten, weitere sollen folgen.

Neu ist auch ein erstes Seminar zum Thema Elementarschäden und Naturgefahren. Zielgruppe sind die Versicherer, denn die einschlägigen Schäden werden von Jahr zu Jahr größer.

Besonders stolz ist das Team des Bildungszentrums auf die VdS-BrandSchutzTage, die im vergangenen Dezember zum vierten Mal stattgefunden haben. Dahinter steckt ein ganz neues Konzept: die Verbindung mehrerer hochkarätiger Fachtagungen mit einer Brandschutzmesse und zusätzlich noch Aussteller- und Wissenschaftsforen. Dieses Modell hat sich glänzend bewährt Jedes Jahr wurde die Veranstaltung größer und hat sich mittlerweile zu einem echten Branchen-Highlight entwickelt.

Schon seit langem hat sich VdS Schadenverhütung insgesamt eine Verstärkung der Internationalität auf die Fahne geschrieben. Dies gilt natürlich auch für das Bildungszentrum. Man will in Zukunft noch häufiger mit Fachtagungen ins Ausland gehen: 2016 in die Türkei und nach Holland, 2017 nach Polen und Tschechien. Ziel ist es, diese Veranstaltungen mehr und mehr zu einem Branchentreff im jeweiligen Land zu machen.

Aber auch beim Kern-Engagement in Deutschland setzt das VdS-Bildungszentrum neue Akzente. Neben dem Stammsitz in Köln wird das Bildungsangebot immer mehr auch an anderen Standorten in Deutschland präsentiert. Dies gilt insbesondere für die Fortbildungsveranstaltungen für Brandschutzbeauftragten. Zudem steigt stetig die Zahl der Lehrgänge direkt bei Unternehmen und Institutionen. Solche Firmenseminare werden für die gesamte Palette von Brandschutz und Security durchgeführt. Stark nachgefragt werden auch individualisierte Seminare, bei denen das Bildungszentrum die jeweiligen Inhalte speziell auf die Bedürfnisse der Kunden zuschneidet.

Der Erfolg des VdS-Bildungszentrums wie der des gesamten Unternehmens hat dazu geführt, dass die bisherigen Räumlichkeiten in Köln kaum noch ausreichen. Schon länger wird daher ein Komplettumzug in ein geeignet großes Objekt diskutiert. Für den Lehrgangs- und Fachtagungsbetrieb bedeutet das, dass man deutlich flexibler sein wird, wenn in Köln durch Messen etc. Engpässe bei Veranstaltungsräumen auftreten. Selbst Fachtagungen sollen dann in eigenen Räumen durchgeführt werden können.

Man darf also gespannt sein darauf, wie das VdS-Bildungszentrum in seinem Jubiläumsjahr durchstartet, sich neuen Aufgaben stellt und sein erfolgreiches Dienstleistungsangebot in Sachen Sicherheit weiter ausbaut.