Interview

mit Michael Schnell, ehemaliger Leiter VdS-Bildungszentrum & Verlag und Barbara Schubert, ehemalige stellvertretender Leiterin

 

1991 ist bei VdS, damals noch der Verband der Sachversicherer, das Referat Schulung und Information gegründet worden. Mit Ihnen, Herr Schnell, als Leiter. Wie ist es damals losgegangen?

Michael Schnell: Unsere Schwesterorganisationen in Europa hatten zu der Zeit schon seit längerem Schulungsabteilungen. Damit konnte VdS aber noch nicht dienen. Es gab zwar bereits seit den 70er Jahren einige größere Fachtagungen, die aber aus den betreffenden Fachabteilungen heraus organisiert wurden. Ich selbst suchte seinerzeit nach einer neuen interessanten Aufgabe, und es war der damalige Chefingenieur bei VdS, Gerd Linden, der die Gründung der neuen Abteilung vorantrieb und mir die neue Position anbot.

Ich nahm diese Herausforderung gern an. Meine Aufgabe war damals, das schon bestehende Fachtagungsangebot zu erweitern und gleichzeitig die Fachabteilungen, die dies vorher ja selbst organisiert hatten, zu entlasten. Außerdem gab es von Anfang an den Plan, einen Lehrgang für Brandschutzbeauftragte vorzubereiten. Zunächst gab es dafür im eigenen Haus aber noch keine Räumlichkeiten.

Welche Motivation stand denn damals hinter dem Bestreben, den Bereich Schulung und Information zu etablieren und auszubauen?

Michael Schnell: Es war natürlich die Idee, das im Hause VdS vorhandene Know-how zur Schadenverhütung noch besser zu nutzen und vor allem auch weiterzugeben. Längst hatte sich aber auch ein Netzwerk zwischen den VdS-Sachverständigen und Fachleuten und externen Experten gebildet, beispielsweise aus der Versicherungswirtschaft, der Industrie oder von Brandschutz-Institutionen, das bereits für die bestehenden Fachtagungen genutzt wurde. Dieses Netzwerk, das sich über die Jahre kontinuierlich weiterentwickelt hat, ist noch heute die Basis für die Schulungs- und Informationsarbeit bei VdS.

Frau Schubert, Sie sind dann 1992 als Stellvertreterin von Herrn Schnell dazugekommen, um ihn zu unterstützen und am Ausbau des Angebots der Abteilung mitzuarbeiten.

Barbara Schubert: Ja, wir haben damals bei meiner Einstellung die noch heute genutzten Schulungsräume besichtigt, die sich aber noch im Rohbauzustand befanden. Als meine erste Aufgabe galt es dann, deren Ausbau zu überwachen und zu betreuen. Schließlich sollte ja ein Jahr später, 1993, der Lehrgang Brandschutzbeauftragte starten.

Gleichzeitig haben Michael Schnell und ich mit Hochdruck das Fachtagungsangebot ausgebaut. Die Löschanlagenfachtagung, die bis dahin nur sporadisch durchgeführt wurde, haben wir beispielsweise zu einer festen jährlichen Veranstaltung gemacht. Erstmals wurde auch eine Brandmeldefachtagung durchgeführt. Die war auf Anhieb so erfolgreich, dass zuletzt Anmeldungen abgelehnt werden mussten, weil die Nachfrage zu groß war.

Michael Schnell: Wir haben damals einen bestehenden Bedarf bedient , gleichzeitig aber auch intensive Marktbeobachtung durchgeführt, um herauszufinden, welche Schulungsveranstaltungen für Sicherheits- und Schadenverhütungsthemen man noch erfolgreich zusätzlich anbieten könnte.

Wo sehen Sie in der Historie der Abteilung besondere Phasen der Weiterentwicklung?

Michael Schnell: Sehr  wichtig war natürlich der Start des Lehrgangsbetriebs mit dem zweiwöchigen Lehrgang für Brandschutzbeauftragte 1993, zunächst mit drei, 1994 schon mit sieben Terminen. Später haben wir dann neben unserem klassischen Bereich Brandschutz auch den Einbruchdiebstahlschutz stärker in den Vordergrund gerückt. Da gab es vorher nur sehr wenige Fachtagungen. Die haben wir ausgeweitet bzw. zeitlich systematisiert und dann auch erste Lehrgänge angeboten.

Barbara Schubert: Ganz wichtig war später auch die Einführung internationaler Fachtagungen. Da war die Technische Prüfstelle von VdS der Motor. Die hatte sich mit dem Prüf- und Zertifizierungsgeschäft über Deutschland hinaus ausgedehnt und brauchte die im Ausland ausgerichteten internationalen Fachtagungen zur Unterstützung ihrer Arbeit. So wurde beispielsweise 2003  in Prag die internationale Fachtagung „Fire Protection Systems“ durchgeführt.

Michael Schnell: Eine praktische Aufgabe, an der wir während der Gründungsjahre ständig gearbeitet haben, war der Ausbau weiterer eigener Schulungsräume. Wir haben in Köln das Problem, dass es übers Jahr immer wieder Engpässe bei anzumietenden Räumen wie auch bei Hotelzimmern gibt. Der Grund sind die vielen Veranstaltungen insbesondere der Kölner Messe. Daher war es unser Ziel, zumindest bei den Schulungsräumen möglichst unabhängig zu sein.

Sie haben bereits angesprochen, dass Sie natürlich auch den Markt sondiert haben, um passende neue Lehrgangsangebote zu kreieren. Welche Veranstaltungen sind denn hier zu nennen?

Barbara Schubert: Man muss betonen, dass wir immer den Vorteil hatten, auf das hauseigene Know-how wie auch das Netzwerk der mit VdS verbundenen externen Experten zugreifen zu können. Teilweise waren es auch die Referenten und Teilnehmer von Veranstaltungen, denen wir thematische Anregungen zu verdanken hatten.

Als eigene Idee ist z. B. der Lehrgang für Securitybeauftragte zu nennen, der bei uns quasi am Reißbrett entstanden ist. Wir wussten genau, dass in den Unternehmen das nötige Security-Wissen oft fehlte und die Verantwortung für entsprechende Einrichtungen auf unterschiedliche Positionen verteilt war. Ein Manko, das zu eklatanten Sicherheitslücken führen kann. Analog zum Brandschutzbeauftragten haben wir dann mit dem Securitybeauftragten eine Position geschaffen, die hier das Wissen und die Verantwortung bündelt und damit die Sicherheit erhöht. Seit 1999 wird der einschlägige Lehrgang erfolgreich angeboten.

Michael Schnell: Ich möchte auch erwähnen, dass Veranstaltungsideen bzw. -wünsche an uns herangetragen wurden. So hat uns beispielsweise der Deutsche Krankenhausverband gefragt, ob wir nicht einen Lehrgang für Brandschutzbeauftragte speziell für Krankenhäuser anbieten könnten. Man kannte uns, wusste um unser Know-how und sah in VdS den idealen Partner.

Auch die Deutsche Bahn, zu der wir bereits gute Kontakte hatten, da sie zahlreiche Mitarbeiter zu Veranstaltungen geschickt hatte, kam mit dem Wunsch nach eigenen Veranstaltungen auf uns zu, die wir dann maßgeschneidert realisiert haben.

Ein Meilenstein bei der Entwicklung der Abteilung Schulung und Information war zweifelsohne auch der Start der eigenen Fachzeitschrift s+s report im Jahr 1994. Was hat hier den Anstoß gegeben?

Michael Schnell: Im Dezember 1994 erschien die erste Ausgabe des s+s report. Der damalige Geschäftsführer Dr. Gerd Lichtenwald und vor allem auch wieder Chefingenieur Gerd Linden waren hier die treibenden Kräfte. Im Editorial der ersten Ausgabe hat Herr Linden die Motivation so zusammengefasst: „In den letzten Jahren ist immer deutlicher geworden, dass wegen der Fülle der beim VdS zusammenlaufenden Informationen die bisherigen Mittel nicht mehr ausreichen, das sich ansammelnde Wissen und technische Know-how ohne Einbußen an Aktualität an interessierte Fachleute weiterzugeben. Aus dieser Erkenntnis heraus und durch zahlreiche Anregungen aus Fachkreisen bestärkt, hat der VdS seinen Informationsservice um die Fachzeitschrift s+s report erweitert.“

Traditionell arbeiten VdS und die Vereinigung zur Förderung des deutschen Brandschutzes e. V., vfdb, sehr eng zusammen. Welche Berührungspunkte gab es hier zu Ihrer Abteilung, Herr Schnell?

Michael Schnell: Es ist richtig, dass VdS und vfdb schon lange sehr eng zusammenarbeiten. So bin ich, seit ich 1991 bei VdS die Abteilung Schulung und Information übernahm, auch gleichzeitig Schriftleiter der vfdb-Zeitschrift. Die vfdb hat als ideeller Partner viele VdS-Tagungen unterstützt, zahlreiche Referenten kamen von der vfdb. Auch gemeinsame Messeauftritte, z. B. auf der Interschutz/“Der rote Hahn“ hat es gegeben.

Frau Schubert, Herr Schnell, Sie sind nun beide schon ein paar Jahre im wohlverdienten Ruhestand. Wenn Sie heute zurückblicken auf die Jahre bei „Ihrer“ Abteilung Schulung und Information – was prägt Ihre Erinnerung?

Barbara Schubert: Es war ganz einfach eine wunderschöne Zeit. Es waren Jahre des kontinuierlichen Auf- und Ausbaus, sowohl des Bildungsangebotes als auch unseres eigenen Teams von anfangs zwei auf später rund 20 Mitarbeiter. Wir hatten interessante und herausfordernde Aufgaben. Da wurde es nie langweilig. Mit den Fachkollegen von VdS und dem bereits angesprochenen Netzwerk an externen Experten konnten wir auf ein Reservoir an Kompetenz und Wissen rund um die Schadenverhütung zugreifen, das es so in Deutschland kein zweites Mal gibt.

Michael Schnell: Dem kann ich nur zustimmen. Der Erfolg unserer früheren Abteilung Schulung und Information, der mit dem heutigen VdS-Bildungszentrum ja beeindruckend weitergeführt wird, basiert auf einer einzigartigen Konstellation: Bei VdS wird profundes internes wie externes Fachwissen gebündelt, geteilt und weitergegeben, um die Schadenverhütungsarbeit voranzutreiben. Diesem Engagement wünschen wir auch weiterhin den Erfolg, den es verdient!

Michael Schnell

Ehemaliger Bereichsleiter Bildungszentrum & Verlag,
VdS Schadenverhütung GmbH, Köln

Barbara Schubert

Ehemalige stellvertretende Bereichsleiterin Bildungszentrum & Verlag,
VdS Schadenverhütung GmbH, Köln