Interview

mit Ingeborg Schlosser, Leiterin VdS-Bildungszentrum & Verlag und Lars Braun, stellvertretender Leiter

Frau Schlosser, Sie leiten den heutigen Bereich VdS-Bildungszentrum, der früher Abteilung Schulung und Information hieß.  Herr Braun, Sie haben die stellvertretende Leitung inne. Sie beide führen eine Erfolgsgeschichte weiter, die über jetzt insgesamt 25 Jahre geht. Jahr für Jahr hat sich das Fachtagungs- und Lehrgangsangebot vergrößert, sind mehr Menschen zu den VdS-Veranstaltungen gekommen und haben etwas für ihre persönliche Schadenverhütungsarbeit mitgenommen. Wie sieht das Angebot des VdS-Bildungszentrums im Jubiläumsjahr 2016 in Zahlen aus?

Ingeborg Schlosser: Die aktuellen Kennzahlen sind schnell genannt: 2016 werden insgesamt 90 verschiedene Lehrgänge mit über 200 Terminen und 27 Fachtagungen, davon drei internationale, durchgeführt. Dahinter steckt ein Team von rund 30 Mitarbeitern.

Auch ganz aktuell sind wir wieder dabei, neue Themenfelder für unsere Arbeit zu erobern. Die Stichworte sind hier: Informationssicherheit, also IT-Security und Cyber-Security. Hier hat VdS zum einen selbst Richtlinien erarbeitet und bietet zum anderen nun Dienstleistungen wie Zertifizierungen auf Basis dieser Richtlinien an. Zudem zertifizieren wir auch Berater, die den Unternehmen beim Aufbau von Informationssicherheits-Managementsystemen helfen. Wir schnüren hier ein Gesamtpaket analog zum Bereich Brandschutz, zu dem dann auch Schulungen gehören. Zwei erste Schulungen werden bereits angeboten, weitere sollen folgen.

Ein anderes neues Themenfeld ist das der Naturgefahren und Elementarschäden. Als Reaktion auf das verheerende Oderhochwasser 1997 hat die deutsche Versicherungswirtschaft das Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen – kurz ZÜRS Geo – entwickelt. Zudem hat es in der Vergangenheit bereits einzelne VdS-Fachtagungen aus diesem Bereich gegeben. Jetzt kommt ein erster Lehrgang zum Thema Elementarschäden dazu. Zielgruppe sind hier ganz klar die Versicherer. Die einschlägigen Schäden werden von Jahr zu Jahr größer. Die Versicherer haben also allen Anlass, sich mit dieser Materie noch stärker vertraut zu machen und Ansätze entsprechender Schadenverhütungsarbeit kennenzulernen.

Lars Braun: Nicht mehr  neu, aber noch immer in einer recht stürmischen Entwicklungsphase ist unser Projekt VdS-BrandSchutzTage. Die nunmehr vierten BrandSchutzTage haben im vergangenen Dezember in der Koelnmesse stattgefunden. Jedes Jahr wurde die Veranstaltung größer und hat sich mittlerweile zu einem echten Branchenhighlight entwickelt.

Stichwort Internationalität: So wie das Service-Angebot von VdS Schadenverhütung sich immer stärker auf die internationalen Märkte ausrichtet, muss auch das Bildungsangebot folgen. Was haben Sie hier noch vor?

Ingeborg Schlosser: Wir bieten ja schon seit vielen Jahren internationale Brandschutz-Fachtagungen an. Das internationale Engagement der Technischen Prüfstelle von VdS war hier der Motor. Und mein Vorgänger Michael Schnell mit seinen vielfältigen länderübergreifenden Kontakten hat dabei erfolgreich die Basis bereitet.

Wir wollen in Zukunft  häufiger mit unseren Fachtagungen ins Ausland gehen. In 2016 werden wir in der Türkei und in Holland sein. 2017 sind Polen und Tschechien geplant. Ziel ist es, diese Veranstaltungen mehr und mehr zu einem Branchentreff im jeweiligen Land zu machen.

Zu erwähnen ist auch, dass wir bereits Seminare im Ausland anbieten. In Polen und Tschechien beispielsweise. Hier wird die Nachfrage größer, und darauf reagieren wir . Wir wollen zudem stärker kommunizieren, dass wir in Europa bereits über ein dichtes Netzwerk von Kontakten zu anderen hochqualifizierten Bildungsanbietern verfügen – insbesondere über CFPA-Europe. Dieses Netzwerk können wir natürlich für die Interessen unserer international tätigen Kunden einsetzen. Wir können ihnen beispielsweise individuelle Firmenseminare in Landessprache anbieten, in denen speziell die jeweiligen nationalen Gesetzgebungen berücksichtigt werden. Was für international tätige Unternehmen ebenso interessant sein kann, ist die Möglichkeit, Mitarbeiter in verschiedenen Ländern zu vereinheitlichten CFPA-Europe-Lehrgängen zu schicken – z. B. parallel in England, Frankreich und Deutschland. Die Mitarbeiter verschiedener Nationalitäten lernen dann in ihrer Muttersprache Inhalte, die weitgehend gleich sind, weil europäisch abgestimmt.

Wie flexibel unser internationales Angebot mittlerweile ist, beweist eine kleine Anekdote aus 2014. Ein deutsches Unternehmen wollte mit 40 Mitarbeitern Schweißarbeiten in Schweden an einem Kraftwerk durchführen. Vier Wochen vor Beginn der Arbeiten erst erfuhr man, dass man sogenannte Hotwork Licences haben muss, um in Schweden solche Arbeiten durchführen zu dürfen. Das heißt: Jeder einzelne Schweißer muss bei einem lizensierten schwedischen Trainer eine eintägige Schulung mit Test absolvieren. Das Unternehmen wandte sich hilfesuchend an VdS. Durch unsere Kontakte nach Schweden zu dem betreffenden Institut, das dort die einschlägigen Schulungen durchführt, konnten wir kurzfristig einen Lehrgang in Deutschland am Standort des Unternehmens für die 40 Schweißer organisieren. Mit einem schwedischen Trainer, der in Englisch unterrichtet hat. Da die Schweißer, wie sich zuletzt erst herausstellte, alle nur Polnisch sprachen, haben wir auch noch einen Polnisch-Übersetzer organisiert. Das Ganze hat hervorragend geklappt. Alle Schweißer bekamen ihre Lizenz und konnten in Schweden arbeiten. Fazit: So etwas kann man nur auf die Beine stellen, wenn man international gut vernetzt ist.

Zurück zum Kern-Engagement in Deutschland. Es fällt auf, dass immer mehr Veranstaltungen nicht nur am Stammsitz in Köln stattfinden, sondern über ganz Deutschland verteilt. Ist das ein neuer Trend?

Lars Braun: Tatsächlich heißt Weiterentwicklung für uns auch ganz klar, dass wir an mehr Standorten in Deutschland mit unserem Bildungsangebot präsent sein wollen. Wir haben zahlreiche einschlägige Anfragen bekommen und haben darauf reagiert. Dies gilt insbesondere für die Fortbildung von Brandschutzbeauftragten.

Auch für die steigende Nachfrage nach Lehrgangsangeboten direkt bei den Unternehmen haben wir qualifizierte Lösungen. Solche Firmenseminare, wie wir sie nennen, führen wir für die gesamte Palette von Brandschutz und Security durch. Ganz stark nachgefragt werden auch individualisierte Seminare, bei denen wir die jeweiligen Inhalte speziell auf die Bedürfnisse der Kunden abstimmen. Ein wichtiger Kunde ist hier beispielsweise die Deutsche Bahn, für deren Mitarbeiter wir vermehrt Seminare maßschneidern.

Wie schnell können Sie auf kurzfristige Entwicklungen mit einem entsprechenden Lehrgangsangebot reagieren?

Lars Braun: Wir sind hier ein engagiertes und flexibles Team. Nehmen Sie die Ausbildung zur Fachkraft für Rauchwarnmelder. Da haben wir quasi aus dem Stand ein Lehrgangsangebot realisiert. Aber wir brechen auch nichts übers Knie. Beispiel ISO 9001, welche gerade neu herausgekommen ist.. Wir bieten jetzt auch einen Lehrgang an, der auf die neuen, veränderten Inhalte eingeht. Wettbewerber hatten entsprechende Lehrgänge schon deutlich früher angeboten, als die neuen Inhalte noch gar nicht endgültig feststanden. Das fanden wir nicht seriös. Wir haben unseren Lehrgang erst gestartet, als die Endfassung vorlag. Ganz nach dem Motto: „Kompetenz zum richtigen Zeitpunkt“.

Sie haben hier am Kölner Standort viel in die Schulungsräumlichkeiten investiert. Dennoch wird ein Komplettumzug diskutiert. Was darf man erwarten?

Ingeborg Schlosser: Es ist kein Geheimnis, dass wir darüber nachdenken , mit dem kompletten Unternehmen inklusive Bildungszentrum an einen anderen Standort in Köln zu ziehen, weil hier doch manches zu klein geworden ist oder bald zu klein werden wird. Das bedeutet, dass wir unseren Kunden dann noch bessere und größere Räumlichkeiten anbieten werden. Selbst einige Fachtagungen, mit denen wir im Augenblick in externe Veranstaltungsstätten gehen müssen, wollen wir gern in eigenen Räumen durchführen. Dann sind wir auch besser gewappnet, wenn in Köln durch andere Großveranstaltungen Engpässe entstehen.

Im Zeitalter der Digitalisierung ist ja persönliche Präsenz bei Fortbildungsveranstaltungen nicht mehr in allen Fällen notwendig. Stichwort E-Learning. Was dürfen wir in dieser Hinsicht vom VdS-Bildungszentrum erwarten?

Lars Braun: Selbstverständlich sind wir auch hier längst am Ball. Wir bereiten entsprechende Modelle vor. Schon dieses Jahr werden wir erste Angebote präsentieren. Unsere Prämisse ist dabei: Die Wissensvermittlung soll optimal gestaltet werden. Das heißt: E-Learning und Präsenzschulung im genau richtigen Verhältnis. Wir wissen im Übrigen sehr genau, dass die Präsenz bei einer Bildungsveranstaltung viele nicht zu ersetzende Vorteile hat: Es gibt regelmäßig intensive Fachdiskussionen. Die Teilnehmer knüpfen untereinander Netzwerke und sie lernen Referenten persönlich kennen, auf die sie oft noch viel später mit Fragen zugehen.

Noch einmal zu den VdS-BrandSchutzTagen, die wir bereits kurz angesprochen hatten. Ein ganz neues Konzept. Die Verbindung mehrerer hochkarätiger Fachtagungen mit einer Brandschutzmesse und zusätzlich noch Aussteller- und Wissenschaftsforen. Das Ganze wird super angenommen, ist eine echte Erfolgs-Story. Wie geht es mit den BrandSchutzTagen weiter?

Lars Braun: Die BrandSchutzTage sind in der Tat ein großer Erfolg. Wir hatten zuletzt bei der Messe nochmals mehr Aussteller und vor allem deutlich mehr Besucher. Und, was das Wichtigste ist: Aussteller und Besucher waren sehr, sehr zufrieden. Die Qualität der Kontakte wurde gelobt. Das liegt natürlich auch daran, dass zu den Fachtagungen absolute Experten kommen.

Insgesamt kann man sagen: Das neue Veranstaltungskonzept hat sich glänzend bewährt – es ist aber noch längst nicht ausgereizt. Man darf schon jetzt auf die BrandSchutzTage 2016 gespannt sein.

Frau Schlosser, seit 2009 leiten Sie die Geschicke des VdS-Bildungszentrums. Sie und Ihre Mitarbeiter dürfen stolz darauf sein, ein Bildungsangebot zu präsentieren, das in seiner Art einmalig ist und das bei seinen Kunden höchste Anerkennung findet. Was ist das Geheimnis dieses Erfolgs?

Ingeborg Schlosser: Unser Erfolg ist natürlich nur ein Teil des Erfolgs, den das gesamte Unternehmen VdS Schadenverhütung für sich verbuchen kann. Wir profitieren davon, dass hier in Köln sowie an den verschiedenen weiteren Standorten in Deutschland und weltweit VdS-Experten exzellente Schadenverhütungsarbeit leisten in den Bereichen Brandschutz, Security und Schutz vor Naturgefahren. Diese Experten bieten einen unvergleichlichen Pool an Kompetenz und Fachwissen, und  haben ein weltweites Netzwerk geknüpft zu Fachkollegen, Herstellern, Errichtern, Anbietern von Dienstleistungen, Versicherern, Behörden ... und, und, und. Das verbindende Element ist immer das gemeinsame Engagement für die Schadenverhütungsarbeit, für den Schutz von Leben und Sachwerten.

Wir als VdS-Bildungszentrum dürfen das Know-how und die Kontakte des Unternehmens VdS Schadenverhütung nutzen, um daraus ein hochwertiges Bildungsangebot zu generieren. Unser Erfolg basiert auf der Qualität des Inputs. Unsere Kunden wissen, dass Sie bei VdS nicht Informationen aus zweiter Hand bekommen, sondern aktuelles Fachwissen von anerkannten Experten.

Die Wertschätzung, die unser Bildungsangebot bei den Kunden genießt, liegt aber auch daran, dass ein hochmotiviertes Team die Veranstaltungen organisiert. Unsere Kunden spüren, dass man sich um sie kümmert, dass man jeden einzelnen wichtig nimmt.

Daher möchte ich das Jubiläum des VdS-Bildungszentrums auch zum Anlass nehmen, unserem gesamten Team meinen ganz herzlichen Dank auszusprechen.



Ingeborg Schlosser

Bereichsleiterin Bildungszentrum & Verlag,
VdS Schadenverhütung GmbH, Köln

Lars Braun

Stellvertretender Bereichsleiter Bildungszentrum & Verlag,
VdS Schadenverhütung GmbH, Köln